Beim Entscheiden verwenden Menschen verschiedene Strategien, um sich durch die komplexe Landschaft der Möglichkeiten zu navigieren. Zwei Ansätze sind die Maximierung und das Satisficing (Kofferwort bestehend aus zufriedenstellen (satisfcation) und genügen (suffice). Diese gegensätzlichen Konzepte spiegeln unterschiedliche Prioritäten und Kompromisse im Hinblick auf die Ergebnisse der Entscheidung wider.
Maximierung ist eine Entscheidungsstrategie, die sich durch die unermüdliche Suche nach dem bestmöglichen Ergebnis auszeichnet. Sorgfältig, in extremen Masse schon pedantisch, wägen maximierende Personen Vor- und Nachteile ab und wählen diejenige Option aus, die das höchste Massß an Zufriedenheit oder Erfolg verspricht. Maximierer:innen gehen davon aus, dass es eine optimale Wahl gibt, die durch umfassende Bewertung identifiziert werden kann. Der zugrunde liegende Gedanke der Maximierung: Perfektionismus.
Menschen mit einer maximierenden Haltung haben ein höheres Potenzial für überlegene Ergebnisse: sie vergrössern mit ihrer Genauigkeit und umfassenden Analysen die Chance, die vorteilhafteste aller Wahlmöglichkeiten zu identifizieren.
Aber… Maximierer:innen können ob der schieren Unendlichkeit des Nachdenkens gelähmt sein. Denn: Wenn man nur lange genug weitersucht, findet man immer noch mehr Daten zum Analysieren, es gibt immer noch eine bessere Wahlmöglichkeit, die ein klein wenig besser ist, als diejenige, die man schon gefunden hat! Maximierung kann frustrierend sein. Man entscheidet zwar gründlicher als alle anderen, ist aber nie wirklich zufrieden mit der Entscheidung.
Beim Satisficing soll eine Wahl getroffen werden, die einen zufriedenstellenden Schwellenwert erfüllt, anstatt das absolut beste Ergebnis anzustreben. Satisficer:innen legen Kriterien für die Akzeptanz fest und versuchen, die erste Option zu finden, die diese Kriterien erfüllt, um so den Entscheidungsprozess möglichst effizient und schnell zu halten. Wer zufrieden ist, bedauert weniger, da sie oder er sich darauf konzentriert, eine akzeptable Option zu finden, anstatt nach Perfektion zu streben. Diese Strategie kann einiges an Stress verhindern. Der zugrunde liegende Gedanke des Satisfycing: Gut ist «gut genug».
Aber…Diese Strategie bietet einiges Potenzial für suboptimale Ergebnisse: Indem sich Satisficer:innen nur mit zufriedenstellenden Optionen statt mit den besten begnügen, entgehen potenziell bessere Alternativen. Der Trade-off für die Effizienz und den geringeren Aufwand ist die Akzeptanz eines womöglich schlechteren Ergebnisses.
Ob der Satisficer oder der Maximizer besser ist, wenn es um Entscheidungen in einem Team geht, hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich der Art der Entscheidung, der Teamdynamik und den Zielen des Teams. Wir von Agree können dazu folgende Faustregel mit auf den Weg geben:
In komplexen oder bedeutsamen Entscheidungssituationen könnten Satisficer:innen wichtige Details übersehen oder teilweise auch bewusst ausblenden. Ein Affront für Teammitglieder mit maximierenden Ansprüchen! Diese können das Gefühl haben, dass ihre Meinungen nicht ausreichend gehört werden, wenn Entscheidungen ihrer Meinung nach zu schnell getroffen werden. Ein maximierendes Entscheidungsvorgehen sollte dann gewählt werden, wenn es zentral ist, dass alle verfügbaren Informationen berücksichtigt werden müssen. Man könnte also sagen: Je wichtiger und «unveränderbarer» eine Entscheidung ist, desto profitabler ist ein maximierendes Vorgehen bei einer Teamentscheidung. (Maximierende Typen sind oft sensibel für die Meinungen und Bedenken aller Teammitglieder und können dazu beitragen, sicherzustellen, dass alle Aspekte berücksichtigt werden.)
Muss oder darf es bei einem kollektiven Beschluss schnell gehen, dreht sich der Spiess um: Maximierende können Entscheidungen verzögern, da sie (zu) viel Zeit mit der Analyse verbringen möchten, was in schnellen, agilen Teams problematisch sein kann. Ihr Streben nach Perfektion kann zu Konflikten führen, denn es gibt in jedem Team Meinungsverschiedenheiten über die Definition von "perfekt". Entsprechend treten dann die Vorteile von Satisficer:innen auf den Plan: Sie können dazu beitragen, Entscheidungen reibungsloser und effizienter zu gestalten:Sie treffen in der Regel schnellere Entscheidungen. (Satisficer:innen sind in der Regel weniger anfällig für Entscheidungsbereue: Sie sind auch in der Rückschau ziemlich sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.)
Fürs gemeinsame Entscheiden kann es hilfreich sein, die grundlegenden Haltungen und Präferenzen von den Mitentscheiden zu kennen. Es gibt viel Literatur und Forschung zu dieser Typen-Unterscheidung. Du kannst auch Pop-Quizzies suchen, um einen Eindruck zu erhalten, wie in der Psychologie die Maximization-Skala gemessen wird. Unsere Lieblingstestfrage aus der verkürzten Maximizing Scale: «I treat relationships like clothing: I expect to try a lot on before finding the perfectfit.»